Überarbeitung der Bekleidungsgutscheine für Flüchtlinge
Ein etwas spezielleres Thema:
In der Innenstadt hatte ich heute eine zufällige freundliche Begegnung mit zwei Fußball-Spielerinnen der Afghanischen Nationalmannschaft, die mit ihren Familienmitgliedern aus Afghanistan fliehen mussten, weil Frauenfußball ("Kopfball") und Taliban ("Kopfab") sich nicht gut vertragen.
Sie sind erst kürzlich in Braunschweig angekommen, hatten lediglich die Kleidung dabei, die sie bei der Flucht getragen haben, und wurden heute in die Stadt mit "Kleidungsgutscheinen" im Wert von 33 € und ein paar Cent geschickt, um sich neu einzukleiden. Mit diesen Gutscheinen habe ich ihnen einen karitativen Second-Hand-Laden gezeigt, die Mitarbeiter dort waren jedoch sehr überrascht im Sinne: "Solche Gutscheine haben wir hier seit Jahren nicht gesehen, da müssen wir erst die Chefin fragen, ob wir die überhaupt annehmen dürfen. Vielleicht wissen wir morgen mehr!" Leider musste ich dann weiter, aber ich vermute, in anderen Läden wird es mit diesen "Gutscheinen" ähnlich laufen.
Die Situation mal andersrum betrachtet: Wenn ich nach Afghanistan flüchten müsste, dort ankomme, neue Kleidung benötige und die Landessprache nicht spreche, und mir dann jemand sagt: "In dieser Richtung ist die Innenstadt, hier hast du ein Stück Papier, das kaum für Kleidung ausreicht, und ob es überhaupt angenommen wird, kann ich dir nicht wirklich sagen!", dann würde ich mir ziemlich verloren vorkommen.
Persönlich würde ich mir daher weniger bürokratische und umständliche Wege wünschen, um Menschen in Notlagen zu helfen, zumal der bürokratische Aufwand bei solchen Beträgen nicht gerechtfertigt ist (Was kostet das Erstellen der Gutscheine? Wie viele Mitarbeiter sind anschließend mit der Erstattung beschäftigt? Wie viele Aktenvorgänge erfordert ein solcher Gutschein? Was macht ein Laden mit dem Restbetrag, wenn zum Beispiel nur für 30,25 € statt 33,57 € eingekauft wird? Wie verbucht man den Differenzbetrag, wenn z.B. für 35,17 € eingekauft wird, der Gutschein jedoch nur 33,57 € beträgt und 1,70 € mit Bargeld bezahlt werden? Welcher Verkäufer und welches Kassensystem ist mit solchen Fragen nicht überfordert?).
Ebenso hätte es dieser Familie sicherlich auch geholfen, einen Stadtplan in die Hand zu bekommen, auf dem freundliche und unbürokratische Second-Hand-Läden und günstige Bekleidungsläden eingezeichnet sind, die sich mit Familien in Not auskennen und wo die bürokratischen Gutscheine überhaupt angenommen werden.
Wie auch immer: Ich plädiere dafür, dass diese bürokratischen Bekleidungsgutscheine durch eine unbürokratische und praktische Hilfe ersetzt werden.
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(Ich hab grad lange überlegt, ob ich das Foto der afghanischen Fußball-Nationalmannschaft der Frauen zu diesem Beitrag poste, weil es das Thema zu sehr emotionalisiert. Und überlege immer noch. Solange jedoch wahnsinnige Fanatiker solche Bilder von Menschen mitsamt den Menschen auslöschen möchten, ist es vielleicht sinnvoll zu zeigen, dass es im Kern immer um Mitmenschen geht, also in diesem Fall um junge Frauen, die gerne Fußball spielen.)