"Hier bin ich Gast, hier mach ich Rast!" - Gästefreundliche Gestaltung des Bahnhofsplatzes

„Der erste Eindruck kennt keine zweite Chance!“ Dieses Sprichwort kennt sicherlich jeder. Begeben wir uns daher einmal gedanklich in die Erlebniswelt eines Gastes dieses Stadt, der zum ersten Mal im Leben Braunschweig besucht. Mit dem ICE landet er am Braunschweiger Hauptbahnhof, durchschreitet die majestätische Vorhalle und landet auf dem vielleicht langweiligsten Platz der Welt – dem Braunschweiger Bahnhofsplatz.
Stadtplanerisch kann man diesen Platz als Katastrophe bezeichnen, da er lediglich aus Pflaster, Steinen und – Oh, Überraschung – Pflastersteinen besteht, eingerahmt von einem Schnellimbiss, einer lauten und überdimensionierten Straße, einem funktionalen Bahnhofsbau, einer Bus- und Straßenbahnstelle und einem einsam-kargen Bäumchen am Platzrand. Erfrischend ist lediglich der Blick zum Atrium Bummelcenter, das den Ersteindruck des Platzes vervollkommnet, wobei man nur hoffen kann, dass die Gäste der Stadt nicht auf die verwegene Idee kommen, dort bummeln zu gehen. Kurz gesagt: Wenn man am Braunschweiger Bahnhofsplatz die Stadt betritt, dann möchte man wieder in den Zug steigen, um schnellstmöglich diesen Ort wieder zu verlassen.
Mit dieser Einleitung möchte ich anregen, den Bahnhofsplatz zukünftig freundlicher zu gestalten, sodass die Gäste der Stadt dort verweilen und sich von der Fahrt ein wenig erholen können. Bis vor kurzem gab es zum Beispiel noch Sitzmöglichkeiten auf dem Platz, die für Reisegruppen ein guter Treffpunkt waren, da man sich dort gemütlich niederlassen konnte, um auf die Nachzügler der Gruppe zu warten.
Um den Platz lebendiger, liebens- und lebenswerter zu gestalten, schlage ich daher vor:
a) erneut Sitzmöglichkeiten auf dem Platz schaffen
b) den Platz kulturell aufzuwerten, z.B. mit Skulpturen mit städtischem Bezug oder einer offenen Bühne für Musiker
c) Teile des Platzes entsiegeln und begrünen
d) Spielgeräte für Kinder aufstellen.
Analog zum Hagenmarkt böte es sich auch an, ein „Reallabor Bahnhofsplatz“ zu veranstalten, um mit Studenten der Architektur mögliche Nutzungen des Platzes auszuprobieren und diese dann langfristig umzusetzen.
(Anmerkung: Das Foto zeigt den Bahnhofsplatz. Die Architekten des Platzes schreiben dazu: „Durch die Gestaltung der Fläche wird der Bahnhofsplatz auf die Empfangshalle hin orientiert. Er wird durch eine Gliederung in Streifen betont. Das Streifenmuster bezieht sich auf das Achsmaß der Bahnhofshalle. Der Bodenbelag der Fußgängerbereiche wird in geschliffenem Betonsteinpflaster mit anthrazitgrauem Edelsplittvorsatz ausgeführt. Die Farbe bildet einen guten Übergang zum Bodenbelag in der Empfangshalle und einen prägnanten Kontrast zum Weiß der Stahlkonstruktion des Daches.“ Das klingt in der Theorie schön, sieht jedoch aus wie auf dem obigen Foto.)
Kommentare
Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.am 08. Aug. 2022
um 13:20 Uhr
Vorplatz insgesamt
Guter Vorschlag, danke. Leider zieht sich das Problem weiter. Der Wartebereich der Haltestellen, mit den schlecht plazierten Mülleimern, die teilweise genauso schmutzig werden wie die Glasfächen. In der Verschmutzung sind dann 3 Hocker als Angebot zum Sitzen und Warten, unglaublich eng. Rollatoren, Koffer etc. kommen kaum vorbei. Gestalterisch und funktional nicht überzeugend. Schade, dort hätte man viel erreichen können. Auch die Fahrradsituation funktioniert so nicht. Ein schöner, grüner Fußweg in die Innenstadt bzw. Löwenwall schiene attraktiv. Hier hat einmal Peter Joseph Krahe hervorragende Grundlagen geschaffen. Daran könnte man ein wirkliches Konzept für die Zukunft knüpfen.